: Das Galegoportugiesische in Nordwestspanien

Das Galegoportugiesische in Nordwestspanien

Darstellung seiner Entwicklung und Kritik seiner Normierung und Offizialisierung in europäischer Perspektive

Buch beschaffen

PHILOLOGIA – Sprachwissenschaftliche Forschungsergebnisse, Band 5

Hamburg , 120 Seiten

ISBN 978-3-86064-169-9 (Print)

Zum Inhalt

Seit dem Beitritt Spaniens zur Europäischen Union ist auch Galicien dabei, sein Mauerblümchendasein am Rande Spaniens zu beenden. Nicht zuletzt liegt dies an der Wiederbelebung des historisches Pilgerwegs Camino de Santiago (Camino Francés) zum Grab des Apostels Jakobus in der Kathedrale von Santiago de Compostela. Andererseits haben die Weltereignisse von Barcelona, Madrid und Sevilla sowie die 500-Jahr-Feiern der Entdeckung Amerikas und der ersten Grammatik einer romanischen Sprache (des Kastilischen) den Blick nicht gerade auf den Nordwesten Spaniens gelenkt. Besonders das Sprachproblem jener Region, deren Bewohner sich ohne weiteres mit den Portugiesen verständigen können, ist selbst unter Romanisten weitgehend unbekannt - jedenfalls im Vergleich mit Katalonien und dem Baskenland.

Daher wird in diesem Werk die interessante Zwischenstellung des "Gallego" zwischen Spanisch und Portugiesisch beschrieben. An Bekanntes wie die mittelalterlichen Wallfahrten nach Santiago anknüpfend, wird darüber hinaus besonders der historisch-politische Kontext betrachtet bis hin zur Unterdrückung der Minderheitensprachen durch General Franco und der Reaktion darauf nach Spaniens Übergang zur Demokratie. Im Gegensatz zur einzigen anderen Gesamtdarstellung des "Galicischen" durch U. Hermann bleiben allerdings rein sprachliche Kriterien wichtiger als außersprachliche.

Zwangsläufig ergibt sich daraus eine Verteidigung der Position der klassischen Romanistik. Diese sieht das in Galicien und Portugal Gesprochene bis heute als eine Sprache an: das Galegoportugiesische, wie es auch von den Befürwortern einer Reintegration ins Portugiesische genannt wird. Heftig attackiert werden dagegen die Isolationisten. Diese wollen unter Rückgriff auf das Mittelalter und Berücksichtigung der heutigen Mundarten Nordwestspaniens ein von seinen Nachbarsprachen unabhängiges, "isoliertes" Galicisch festschreiben. Mit dem Regierungserlass von 1982 über die Sprachnormierung scheinen sie sich vorerst durchgesetzt zu haben.

Die Einordnung eines solchen Phänomens in einen europäischen Gesamtzusammenhang ist schließlich ein weiterer Schwerpunkt des Buches. Der Autor versteht sich als Anwalt der Vernunft in einer Zeit, in der vielfach die tatsächlich gesprochene Sprache des Nachbarstaates auf dem eigenen Gebiet nicht geduldet wird und andererseits Dialekte als Modeerscheinung zu Sprachen aufgewertet werden. Dies geschieht gelegentlich gleichzeitig aus irrationalen wie aus politisch durchsichtigen Motiven. Die Offizialisierung der galicischen Sprachnormen entgegen wissenschaftlicher Erkenntnis und anerkannten Tatsachen reiht sich somit in die Rubrik politisch-nationalistischer Fehlentscheidungen ein. Glücklicherweise gibt es heute in Osteuropa nicht mehr die Unterordnung allen Forschens unter die eine Ideologie des Marxismus-Leninismus - so in Sprach- und Politikwissenschaft sowie Romanistik der DDR -, doch reicht andererseits die bessere Fachkenntnis allein, hier beispielsweise die der deskriptiven Sprachwissenschaft, nach Meinung des Autors nicht aus: Er plädiert, nicht zuletzt um eine dauerhafte Etablierung des Galicischen anstelle des Galegoportugiesischen zu verhindern, für eine "engagierte Linguistik" europäischer Sprach- und Politikwissenschaftler sowie sonstiger Interessierter.

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