Dissertation: Die Südfrüchtehändler vom Comer See im Südwesten Deutschlands im 17. und 18. Jahrhundert

Die Südfrüchtehändler vom Comer See im Südwesten Deutschlands im 17. und 18. Jahrhundert

Untersuchungen zu ihrem Handel und ihrer Handlungsorganisation

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Rechtsgeschichtliche Studien, Band 74

Hamburg , 756 Seiten

ISBN 978-3-8300-9281-0 (Print) |ISBN 978-3-339-09281-6 (eBook)

Rezensionen

[...] Insgesamt bietet die vorgelegte Dissertation viele neue detaillierte und interessante Einblicke in Handelsbeziehungen, -strukturen und -recht sowie in das Sozial- und Kreditverhalten italienischer Kaufleute in den südwestdeutschen Territorien des Alten Reiches.

Gert Kollmer-von Oheimb-Loup in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, ZWLG 78. Jahrgang 2019

[...] Neben der ausführlichen Auswertung der italienischen Verträge, aber auch anderer Quellen wie Reichskammergerichtsprozessen und der umfangreichen Sekundärliteratur gelingt der Autorin auch die Einordnung ihrer Ergebnisse in die Handelsgeschichte vor 1800. Stolterfoht arbeitet dabei sowohl die Erfolgsfaktoren der Handelskompanien vom Comer See – neben der Arbeitsteilung waren dies u. a. auch die Filialbildung und die bewusste ständige Missachtung ständischer Nahrungsreglementierungen – als auch die für den Erfolg einzelner Händler so wichtigen Verschiebung von italienischen Südfrüchten zum Handel mit Kolonialwaren und anderen Konsumgütern überzeugend heraus. Auch die langsame Auflösung der Kompanien nach 1700 und ihr Weiterbetrieb als familiäre Handelshäuser sowie die damit verbundene gesellschaftliche Integration der ehemaligen Wanderhändler an ihren einzelnen Standorten werden anschaulich herausgearbeitet. Aufgrund dieser und anderer Ergebnisse – die schließlich ein umfangreicher Anhang komplettiert, in dem nicht nur die Genealogie einiger Familien und Handelskompanien, sondern auch zahlreiche Kompanieverträge und andere Quellen (Geschäftsbriefe, Testamente etc.) in deutscher Übersetzung abgedruckt sind – ist die Arbeit deshalb nicht nur Rechthistorikern, sondern allen empfohlen, die an der Handels- und Konsumgeschichte Südwestdeutschlands in der Frühen Neuzeit interessiert sind.

Ralf Banken in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, VSWG 105, 2018/4, 573–574

[...] Frau Stolterfoht ist für diese umfassende, beispielgebende Darstellung der Migration und Integration italienischer Händler und ihrer Familien zu danken, welche aufzeigt, mit welchen Schwierigkeiten sie in manchen Städten im Kampf gegen die einheimischen Krämer zu tun hatten und dennoch enorme wirtschaftliche und sozialintegrative Erfolge mit ihrer Beharrlichkeit und ihren neuen Ideen hatten. Viele der Schlussfolgerungen aus der Arbeit von Frau Thea Stolterfoht sind auch auf andere Regionen übertragbar, wie es die vielen Beispiele in Leipzig und Mitteldeutschland zeigen [...].

Das Buch zeigt, wie bei anfänglichem Interesse für die Genealogie die Erforschung von Sozial- und Rechts- und Wirtschaftssystemen in den Mittelpunkt rücken kann und dass die Genealogie als historische Hilfswissenschaft der Soziologie unverzichtbarer Bestandteil ist, um diese umfassend und korrekt zu verstehen und mit alten Mythen der Migrationsforschung aufzuräumen [...].

Egbert J. Seidel in: Genealogie, 2/2017


Zum Inhalt deutschenglishitaliano

In dieser Studie wird hauptsächlich der Handel der Südfrüchtehändler vom Comer See in einigen Territorien im Südwesten Deutschlands anhand der in den Staatsarchiven in Como, Chur und in zahlreichen deutschen Archiven recherchierten Dokumente untersucht.

Die Italiener begannen ihren Handel Anfang des 17. Jahrhunderts mit einigen Früchten (Zitronen, Pomeranzen, Nüssen etc.), die sie in deutschen Territorien auf den Messen, Märkten und hausierend verkauften. Nach dem Dreißigjährigen Krieg gründeten sie dauerhafte Handelsstandorte in vielen deutschen Territorien und weiteten ihr Warensortiment auf nahezu alle Waren aus, an denen Bedarf bestand.

Im Vordergrund der Untersuchung stehen zwei Aspekte der Handelstätigkeit der Italiener: das Handelssystem und die Organisationsformen, in denen sie ihren Handel ausgeübt haben. Aufgrund der aufgefundenen Dokumente konnte ein differenziertes Bild des Handels der Italiener gezeichnet werden.

Die Italiener haben sich schnell der Verlagerung der Warenströme vom Mittelmeer an den Atlantik um die Wende zum 18. Jahrhundert angepasst und erwarben dadurch einen gewaltigen Vorsprung gegenüber den einheimischen Händlern. Ihr Erfolg beruhte jedoch nicht, wie vielfach angenommen, auf einem weitmaschigen überregionalen Netz von Kompanien einiger wenigen Familien, sondern auf vielen, teilweise kleinräumigen, Handelssystemen von Italienern, die als Großhändler ein Gebiet oder eine größere Anzahl von – nicht nur italienischen – Händlern versorgten.

Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Organisation der Handlungen gelegt. An die Stelle der in Italien im 17. Jahrhundert gegründeten kurzfristigen und aus wenigen Händlern bestehenden Kompanien traten nach der Niederlassung neue Handlungsformen. Viele Italiener nutzten die Niederlassungsmöglichkeit zur Errichtung von Einzelkaufmannshandlungen. Kompanien wurden regelmäßig nur noch von engen Verwandten, meistens Brüdern, gegründet. Die Angehörigen gaben nach deren Tod die Kompanieform auf und führten die Handlung als „Familienunternehmen“ auf der Grundlage des jetzt anzuwendenden territorialen Familien- und Erbrechts fort.

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