Dissertation: Polyphonie im Film: Filmische Rezeption von F.M. Dostoevskijs Roman „Der Idiot“ in den Verfilmungen „Down House“ (Kacanov, 2001) und „Nastasja“ (Wajda, 1994)

Polyphonie im Film: Filmische Rezeption von F.M. Dostoevskijs Roman „Der Idiot“ in den Verfilmungen „Down House“ (Kacanov, 2001) und „Nastasja“ (Wajda, 1994)

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Studien zur Slavistik, Band 34

Hamburg , 246 Seiten

ISBN 978-3-8300-8598-0 (Print) |ISBN 978-3-339-08598-6 (eBook)

Zum Inhalt deutschenglish

Die Studie beschäftigt sich mit dem Problem der Verfilmbarkeit von Dostoevskijs spezifischer Poetik, die von Bachtin als „Polyphonie“ definiert wird. Es wird überprüft, ob die Übertragung einer polyphonen Struktur aus einem literarischen Text auf ein visuelles Medium möglich ist, ohne ihre spezifischen Eigenschaften zu verlieren bzw. mit welchen Instrumenten ein solcher Transformationsprozess realisiert werden kann. Ausgehend von den Theorien Bachtins und Ėjzentejns wird eine Definition der filmischen Polyphonie formuliert, die die „Schnittstellen“ zwischen den beiden bisher größten Studien zu diesem Thema berücksichtigt.

Mit Hilfe ausgearbeiteter Kategorien werden zwei äußerst unterschiedliche Verfilmungen des Romans „Der Idiot“ (1869) von Dostoevskij untersucht – „Down House“ (Kačanov, 2001) und „Nastasja“ (Wajda, 1994). Beide Filme liefern keine „klassische“ Übersetzung des Romans auf die Leinwand, sondern entwickeln ein eigenes Konzept, in dem die ursprüngliche Fassung des Romans stark modifiziert wird. Beide Filme haben einen experimentellen Charakter und stellen dank ihrer eigenartigen künstlerischen Lösungen ein interessantes Forschungsmaterial dar. Dabei arbeiten sie mit gänzlich verschiedenen filmischen Instrumenten. Die Verfilmung „Down House“ (2001) von Kačanov als eine Parodie auf den Roman „Der Idiot“ (1869) steht mit ihren Provokationen, Konventionsbrüchen und allerlei Grenzüberschreitungen ganz im Zeichen der postmodernen Ästhetik. „Down House“ erreicht durch die Positionierung im Kontext der postmodernen Ästhetik eine unerwartete Nähe zur Poetik des ursprünglichen Textes. Innerhalb eines breiten Spektrums von Techniken des postmodernen Kinos konzentriert sich Kačanov primär auf den Aspekt der Karnevalisierung. „Nastasja“ (1994) ist der krönende Abschluss der langjährigen Suche Wajdas nach einer visuellen Darstellung von Dostoevskijs Welt. Wajda vertieft sich in die Innenwelten von Dostoevskijs Figuren und rekonstruiert visuell die Prozesse der inneren Rede. Der innere Dialog als „literarische“ Methode der Darstellung der inneren Zwiespältigkeit wird zum Bauprinzip des gesamten Films.

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