Forschungsarbeit: Deutsche Bürger „contra homines novi“

Deutsche Bürger „contra homines novi“

Die städtischen Wahlkämpfe in Estland 1877–1914

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Hamburger Beiträge zur Geschichte des östlichen Europa, Band 22

Hamburg , 196 Seiten

ISBN 978-3-8300-8556-0 (Print) |ISBN 978-3-339-08556-6 (eBook)

Rezensionen

[...] Schönfelder ist ein kluges, präzise geschriebenes Buch gelungen, das durch seinen multiperspektivischen Ansatz ganz neue Einblicke in die Interaktion der unterschiedlichen ethnischen und sozialen Gruppen gibt.

David Feest in: Nordost-Archiv, NOA 28/2019

[...] Astri Schönfelder untersucht in ihrem Buch umfassend die politische Situation am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wobei sie sich auf die damals ausgetragenen Wahlkämpfe konzentriert. Dies verdient umso mehr Anerkennung, als dass der Herausbildung der Stadtverwaltungen in Estland in dieser Periode bislang nur sehr wenig Aufmerksamkeit zuteilgeworden ist. [...]

Lauri Kann, Universität Tartu in: Forschungen zur baltischen Geschichte, 13 (2018), S. 218-220

[...] Die Schilderung der Einstellungen und Dynamiken unter den estnischen Wählern und Gewählten bildet den spannendsten Teil der Monografie. Während zu Beginn der analysierten Periode die Mehrheit der estnischen Wahlberechtigten die führende Rolle der Deutschen anerkannte, entwickelten sie bis zur Jahrhundertwende ein deutlich stärkeres Selbstbewusstsein, das sich neben der nationalen Komponente auf die ökonomische Entwicklung und den immer größer werdenden estnischen Bevölkerungsanteil in den Städten stützte. Daher resümiert die Autorin, dass sich der Wahlkampf in den Städten, obgleich er nur einen geringen Teil der Bevölkerung betraf, für die Esten als eine wichtige Erfahrung erwies, da man gelernt habe, Opposition zu betreiben, Koalitionen zu bilden und nach einem politischen Konsens zu streben (S. 181). Somit war der jahrzehntelange Wahlkampf mit den sich allmählich verändernden Kräftekonturen in den estnischen Städten für die immer stärker werdende estnische Elite ein Lernprozess, in dessen Rahmen neben dem nationalen Gegeneinander auch ein pragmatisch-kompromissbereites Miteinander geübt werden konnte.

Maris Saagpakk in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, ZfO 3/2018

Angenehm ist, wie differenziert die Autorin anhand ihrer Quellen argumentiert. [...] [Das Buch] liefert nicht nur einen Beitrag zur estnischen Geschichte, sondern auch wichtiges Vergleichsmaterial zu Wahlen und Kommunalpolitik in einer multiethnischen, imperialen Umgebung vor dem Ersten Weltkrieg. Ihm sind zahlreiche interessierte Leser zu wünschen.

Olaf Mertelsmann in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, JGO 4/2017


Zum Inhalt

In den Städten des heutigen Estland galt noch im 19. Jahrhundert die mittelalterliche Ratsverfassung, die einer kleinen deutschen Oberschicht die Fortdauer ihrer Herrschaft erlaubte. Erst eine Kommunalreform von 1877 ermöglichte in den damaligen baltischen Provinzen Russlands Wahlen zu Stadtverordnetenversammlungen, an denen sich, abhängig von einem Vermögenszensus, Vertreter aller Nationen beteiligen konnten. Vor allem aufgrund von estnischen und deutschen Pressezeugnissen werden in dieser Untersuchung die Wahlkämpfe der Zeit von 1877 bis 1914 behandelt, wobei ein Schwergewicht auf den sozialen und nationalen Argumentationen liegt. Damit analysiert die estnische Verfasserin Quellenmaterial, das für das politische Bewusstsein der gesellschaftlich im Aufstieg befindlichen Esten und der Deutschbalten höchst aufschlussreich ist.

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