Doktorarbeit: Fremde Heimat, der Heimat fremd

Fremde Heimat, der Heimat fremd

Untersuchungen zum Einfluss deutscher Immigranten in der Schweizerischen Eidgenossenschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

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Studien zur Geschichtsforschung der Neuzeit, Band 84

Hamburg , 552 Seiten

ISBN 978-3-8300-8477-8 (Print) |ISBN 978-3-339-08477-4 (eBook)

Zum Inhalt

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war für Mitteleuropa durch mannigfaltige Veränderungen geprägt. Am Anfang des „langen 19. Jahrhunderts“ stand die Französische Revolution mit ihren Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die vor allem durch Napoleon auch nach Mitteleuropa getragen wurden und ein liberales Bürgertum zu bilden halfen, das zunehmend verlangte, an der Fortentwicklung der gesellschaftlich-politischen Verhältnisse beteiligt zu werden. Die Restaurationspolitik der nach Napoleon wieder an die Macht gelangten Eliten des Ancien Régime trachteten zunächst erfolgreich danach, eben das zu verhindern. Seine Höhepunkte fand dieses kriminalisierte liberale Fortschrittsstreben in den revolutionären Bewegungen der Jahre 1830/31 und 1848/49, die trotz der zumindest im Deutschen Bund gescheiterten Revolution, für Mitteleuropa doch entscheidende Reformen initiierte. Für die Schweizerische Eidgenossenschaft bedeuteten diese Umbrüche entscheidende Schritte zur Demokratisierung, Liberalisierung und letztlich 1848 zur nationalstaatlichen Einheit auf Grundlage der traditionellen föderalistischen Strukturen.

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war aber auch geprägt durch eine Liberalisierung des Gewerbes und einen Wegfall der Zollschranken und anderer Handelsbeschränkungen in Mitteleuropa. Die einsetzende Industrialisierung schuf neben einer völlig neuen Qualität des freien Marktes auch neue soziale Probleme. Überbevölkerung und Unterbeschäftigung forcierten den Pauperismus und zwangen zahlreiche Menschen zur Emigration. Die Lösung der „Sozialen Frage“ wurde gegen Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer politisch zunehmend bedeutenden Aufgabe nicht nur in Mitteleuropa.

Vor diesen Hintergründen galten die schweizerischen Kantone vielen Menschen als geeigneter Ort, ein besseres, zumindest jedoch freieres Leben zu führen. Zahlreiche enttäuschte oder politisch verfolgte Liberale fühlten sich dabei vom „Nimbus der freien Schweiz“ eines Wilhelm Tell angezogen und wurden aus traditioneller Asyl- und Gastfreundschaft heraus hier auch willkommen geheißen. Im Laufe der Jahre wurde diese Pflege des Asylrechts aber zunehmend zu einer Bürde für die unter Aufsicht der europäischen Großmächte stehende Eidgenossenschaft, und auch die rasche Zunahme der auf traditionellen Wanderrouten in die schweizerischen Kantone kommenden Handwerksgesellen, schuf gegen Mitte des 19. Jahrhunderts neue Probleme in politischer, gesellschaftlicher und sozialer Hinsicht. Indes profitierte die Schweizerische Eidgenossenschaft aber auch in bedeutendem Maße von diesen Immigranten. Die zumeist gut ausgebildeten Immigranten, brachten praktisches Können und konstruktiven Tatendrang mit und trugen so in bedeutendem Maße zur staatlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der schweizerischen Kantone bei. Einen besonderen Stellenwert nehmen dabei deutsche Immigranten ein. Aufgrund der historischen Verflechtungen der schweizerischen und deutschen Gebiete, auf Grundlage ihrer in den meisten Gebieten gemeinsamen Sprache und Kultur sowie ihrer strukturellen und sozialen Gemeinsamkeiten, waren die Beziehungen dieser Regionen traditionell sehr eng. Die von Schiller populär besungene „Schweizer Freiheit“ ließ daher so manchen enttäuschten Intellektuellen oder auf Besserung seiner Situation hoffenden Handwerker den Weg in die Schweizer Kantone suchen und zeitweise oder dauerhaft hier eine Heimat und Wirkungsstätte finden.

Inwiefern sich diese Immigranten deutscher Provenienz in ihrem zeitweiligen oder dauerhaften Aufenthaltsland engagierten, wie sie aufgenommen wurden und welche mehr oder minder nachhaltigen Einflüsse sie zeitigten bzw. welche Einflussmöglichkeiten sich für sie überhaupt ergaben und welche Konsequenzen dies für ihr Gastland und mittelbar auch für den Deutschen Bund hatte, ist Gegenstand dieser Studie.

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