Dissertation: Von der Spezial- zur positiven Generalprävention

Von der Spezial- zur positiven Generalprävention

Eine dogmengeschichtliche Rekonstruktion der deutschen Straftheoriedebatte im späten 20. Jahrhundert

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CRIMINOLOGIA – Interdisziplinäre Schriftenreihe zur Kriminologie, kritischen Kriminologie, Strafrecht, Rechtssoziologie, forensischen Psychiatrie und Gewaltprävention, Band 9

Hamburg , 460 Seiten

ISBN 978-3-8300-4268-6 (Print) |ISBN 978-3-339-04268-2 (eBook)

Zum Inhalt

In dem Buch geht es um die Straftheoriedebatte in Deutschland von ca. 1960 bis 1990 und die Frage, warum die Theorie der positiven Spezialprävention von der der positiven Generalprävention abgelöst wurde. Dabei nimmt der Autor auch Bezug zu den Entwicklungen in den USA und in Skandinavien.

Die Spezialprävention wurde in ihrer positiven Variante, also der Besserung des Täters, nach dem 2. Weltkrieg auch in der Bundesrepublik Deutschland nach und nach zur bestimmenden Straftheorie mit einem Höhepunkt in den 60er und 70er Jahren. Dies wurde begleitet von großen Hoffnungen, Straftäter im sog. Behandlungsvollzug zu besseren oder zumindest rechtstreuen Menschen zu machen. Allmählich setzte sich dann aber mit der sog. positiven Generalprävention eine Strafzwecklehre durch, die den Sinn der Strafe nicht in der Abschreckung, sondern in der „Erhaltung oder Stärkung der Rechtstreue der Bevölkerung“ und ihres „Vertrauens in die Bestands- und Durchsetzungskraft der Rechtsordnung“ sieht.

Terlinden zeigt auf, dass es für diese Entwicklung viele Gründe gegeben hat. Eingehend beschäftigt er sich mit den Faktoren, die die Abkehr von der positiven Spezialprävention bestimmt haben. Dies waren vor allem Zweifel an der Effektivität von Behandlungsmaßnahmen, die von empirischen Untersuchungen besonders aus den USA, aber auch aus Skandinavien und der Bundesrepublik genährt wurden. Hinzu kamen Zweifel an der Legitimität von Spezialprävention, ausgelöst durch fragwürdige Behandlungsformen in den USA und Skandinavien wie insbesondere die zeitlich unbestimmte Freiheitsstrafe und das fast grenzenlose Ermessen der Strafvollzugsbehörden, wie Terlinden eindrücklich schildert. Verstärkt wurde diese Skepsis durch kriminologische Erkenntnisse über Straftäter und Strafverfolgung sowie die gestiegene Kriminalität und höhere Kosten für den Behandlungsvollzug.

In Folge der Abkehr von der Theorie der Spezialprävention gab es vor allem in den USA, aber auch in der Bundesrepublik Deutschland eine „Neoklassik“ genannte Renaissance absoluter Straftheorien und auch ein gewisses Erstarken der Theorie negativer Generalprävention. An beiden gab es aber erhebliche Kritik wie das Problem der Willensfreiheit für die absoluten Theorien und der Nachweis, dass Abschreckung wirke, für die negative Generalprävention.

Terlinden legt an Hand vieler Quellen ausführlich dar, wie dieses straftheoretische Vakuum von der positiven Generalprävention gefüllt wurde: Sie hatte Lösungen für (fast) alle Probleme der anderen Theorien, stand nicht im Widerspruch zu Erkenntnissen aus der Kriminologie, Soziologie und Psychologie und war auch im Einklang mit der allgemeinen gesellschaftlichen Stimmung.

In diesem auch für Laien verständlichen Buch wird am Beispiel der Straftheorien zudem deutlich, dass auch wissenschaftliche Lehrmeinungen geprägt sind von äußeren Umständen wie Kriminalitätsrate, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Lage einerseits und von inneren Überzeugungen andererseits.

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