Dissertation: Implizite Krankheitstheorien der Depression im Kulturvergleich

Implizite Krankheitstheorien der Depression im Kulturvergleich

Eine empirische Studie an einer deutsch-russischen Stichprobe

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Studien zur internationalen Gesundheitsforschung, Band 2

Hamburg , 488 Seiten

ISBN 978-3-8300-3879-5 (Print) |ISBN 978-3-339-03879-1 (eBook)

Zum Inhalt

Wenn Menschen von Gefühlen fortwährender Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit und Erschöpfung berichten, kann dies aus klinischer Sicht auf eine Depression – eine psychische Störung – hindeuten. Doch würden sich dieser Einschätzung auch die "Betroffenen" anschließen? Immerhin wird Melancholie in der Kunst- und Kulturgeschichte auch mit Erhabenheit und Ästhetik assoziiert. Kann sie also für den Einen schön und produktiv, und für den Anderen behandlungsbedürftig und lähmend sein? Und könnte dies nicht auch ein Grund dafür sein, dass Menschen aus verschiedenen Kulturen unterschiedlich oft an Depression erkranken bzw. unterschiedlich oft dazu einen Arzt konsultieren? Mit anderen Worten: leiden Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund anders, nehmen sie Symptome unterschiedlich wahr?

Auf der Suche nach kulturell geprägten Persönlichkeitstypen mit depressiven Beschwerden umzugehen, spannt die Autorin einen Bogen von der Antike bis hin zur aktuellen psychologischen Forschung unter Anwendung von Rasch-Modellen. Hierzu greift sie auf Quellen aus Literatur, Kunst, Philosophie sowie internationaler Forschung zurück und analysiert diese eingehend. Das forschungsmethodische Kapitel setzt sich dann mit der Konstruktion eines Testinventars zur Messung "impliziter Krankheitstheorien der Depression" in russischer und deutscher Sprache auseinander. Einer Facette dieses Konstruktes - der "Symptombedrohlichkeit" - wird dabei besondere Aufmerksamkeit zuteil. Ergänzt wird das Testinventar durch die Depressionsscreeninginstrumente – Allgemeine Depressionsskala (ADS-L) und Schmurovs Skala -, welche jeweils ins Russische bzw. ins Deutsche übertragen wurden. Befragt wurden n=105 russische Migranten und n=102 deutschen Probanden. Einen Teil der Gesamtstichprobe bilden depressive Patienten. Die gewonnen Daten wurden u.a. mittels einer Latent Class Analyse (LCA) ausgewertet.

Gefunden wurden drei latente Klassen bzw. drei Typenprofile impliziter Krankheitstheoretiker: die "Optimisten", die "Unbekümmerten" und die "Experten". Die ersteren beiden waren in der deutschen respektive russischen gesunden Stichprobe prävalent, die letztere vorwiegend unter Patienten beider Nationalitäten. Kulturelle Unterschiede in der Symptomwahrnehmung depressiver Beschwerden manifestierten sich nur bei gesunden Personen. Bei stationär aufgenommenen Patienten traten kulturelle Charakteristika entsprechend weniger zutage, was vermutlich auf einen Selbstselektionseffekt zurückzuführen ist. Die Ergebnisse werden ausführlich unter Beachtung der aktuellen klinischen Forschung diskutiert.

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