Dissertation: Der älteste Verlag Albaniens und sein Beitrag zu Nationalbewegung, Bildung und Kultur

Der älteste Verlag Albaniens und sein Beitrag zu Nationalbewegung, Bildung und Kultur

Die „Buchdruckerei der Unbefleckten Empfängnis“ zu Shkodra (1870-1945)

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Studien zur Kirchengeschichte, Band 6

Hamburg , 704 Seiten

ISBN 978-3-8300-3039-3 (Print) |ISBN 978-3-339-03039-9 (eBook)

Rezension

[...] Es ist sicherlich ein besonderes Verdienst dieser Dissertation, wenn sie so gründlich die Bemühungen des Jesuitenverlags um die Volksbildung und die Entwicklung der albanischen Schriftsprache ins rechte Licht rückt. [...]

Es ist sicherlich ein aktuelles Buch, da der Vatikan heute nach der politischen Wende und nach fast fünfzigjähriger Unterbrechung wieder an seine frühere seelsorgerische Tradition anknüpfen kann, die in manchen Bereichen noch relativ wenig erforscht ist. Dazu gehört fraglos auch das umfangreiche Wirken des Jesuitenordens als Herausgeber albanischer Texte. Sein Programm umfaßte zu einem erheblichen Teil Werke in albanischer Sprache, unter denen neben religiösen Schriften auch zahlreiche Schulbücher vertreten sind, darunter sogar mehrere Grammatiken des Albanischen. Peters schließt mit seiner insgesamt verdienstvollen Dissertation eine Lücke im Panorama der albanischen Kulturgeschichte.



Zum Inhalt

Der Sommer im Heiligen Jahr 2000: wir treffen in Shkodra den einstigen Vatikanbotschafter Prof. Willy Kamsi, Nachkomme einer angesehenen Familie, die etliche Bischöfe, Priester, Ethnologen und Historiker hervorgebracht hat. Der heute als Direktor des Jesuitenarchivs fungierende Wissenschaftler und Vatikanberater öffnet uns den Bücherschatz, und zwar genau in jenen Kellergewölben, die bereits seit den 1850er Jahren den Jesuiten gehörten. Dort bekommen wir wahre albanische Kulturschätze zu Gesicht: in feinstem Leder, goldgeprägt, gebundene Gebetsbücher aus dem 19. Jahrhundert, liebevoll illustrierte Drucke, teilweise auf uraltem säurefreiem Lumpenpapier gedruckt, um die Jahrhunderte zu überdauern...

Nach Hause zurückgekehrt, konsultieren wir den bedeutenden Münchner Albanologen Prof. Dr. Bardhyl Demiraj, den Sohn des Präsidenten der Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Shaban Demiraj. Nach diesen Konsultationen gelangen wir zu dem Schluß: in Shkodras Jesuitenarchiv und womöglich auch in anderen Bücherbeständen schlummert ein einzigartiger, bislang unentdeckter und ungehobener Kulturschatz der albanischen Nation! Er ermöglicht es, gut drei Jahrzehnte vor und gut drei Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit von den Türken die Entwicklung der albanischen Literatur, Poesie, Pädagogik, Ethnologie etc. nachzuverfolgen.

Ein Rückblick: wir schreiben das Jahr 1841: im Ostermonat April gehen drei Jesuitenmissionare von ihrem Schiff nach anstrengender und gefährlicher Reise aus Sizilien an der Küste Albaniens an Land. Eingeladen waren sie vom Bischof von Shkodra, um bei der Mission und Seelsorge unter den durch das Osmanische Reich unterdrückten Katholiken zu helfen.

Vier für die Entwicklung Albaniens entscheidende Grundsteine legten die Jesuiten in Shkodra: die Feier der hl. Liturgie und der Sakramente, die Gründung eines Priesterseminars, die Gründung des ersten Gymnasiums Albaniens sowie die Einrichtung einer Seminardruckerei, die sich zu einem modernen Verlag entwickeln sollte, der den Menschen Lektüre der auserlesensten albanischen und internationalen Schriftsteller, Dichter und Wissenschaftler lieferte, angefangen bei albanischen Literaten wie Dom Ndre Mjedja und P. Gjergj Fishta OFM bis hin zu antiken Autoren wie Homer und Vergil oder deutschen und Italienischen Klassikern wie Goethe, Schiller und Manzoni. All diese Grundsteine dienten im Ergebnis der ganzheitlichen Bildung der Menschen in Albanien, sei es der schulisch-wissenschaftlichen, sei es der geistlich-spirituellen, sei es der kulturellen Bildung. Aus den Jesuitenschulen, die mit selbst konzipierten und verlegten Schulbüchern arbeiteten, gingen Tausende von Schülern hervor, Hunderte von Ihnen spätere Persönlichkeiten in Kunst und Kultur, Wissenschaft, Staat, Politik und Kirche, die allesamt zur Entstehung eines konsolidierten modernen Staates ihren Beitrag leisteten.

Von besonderer Bedeutung für die albanische Sprache war zudem neben den Originalschöpfungen die Übersetzungsliteratur, die dazu beitrug, das sprachliche Ausdrucksvermögen des Albanischen zu weiten, zu bereichern und so auf Augenhöhe mit allen anderen europäischen Sprachen zu bringen.

Die Studie erschließt zudem etliche bislang unbekannte Verlagsväter und Autoren, die im Dunkel der düsteren Nachkriegsgeschichte Albaniens schlummerten, vor allem, wenn es sich um Italiener handelte: kaum jemand weiß, daß der Begründer der Shkodraner Albanologie Giacomo Jungg hieß, ein deutschsprachiger Jesuit aus Trient mit Stationen vom vorarlberger Feldkirch bis hin ins albanische Shkodra. Und selbst der wohl größte Albanienhistoriker und Quellenherausgeber Giuseppe Valentini, der aus Padua stammende Jesuit und geistige Vater der Shkodraner Kulturzeitschrift LEKA, wurde von der Nachkriegsgeschichtsschreibung gänzlich totgeschwiegen, nachdem er bereits zuvor von der albanischen Gerichtsbarkeit in absentia auch juristisch zum Tode verurteilt worden war.

Erstmalig ist es durch die Hilfe von Willy Kamsi und die verschiedenen Jesuitenarchive gelungen, auch eine Gesamtbibliographie des Verlages der Unbefleckten Empfängnis von 1870 bis 1945 zu rekonstruieren, die über 725 Publikationen listet und kommentiert.

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