Doktorarbeit: Pflegerische Praxis in Hospizen und auf Palliativstationen

Pflegerische Praxis in Hospizen und auf Palliativstationen

Eine qualitative praxeologische Studie zur Strukturierung stationärer Schwerstkranken- und Sterbendenpflege

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SOCIALIA – Studienreihe soziologische Forschungsergebnisse, Band 83

Hamburg , 632 Seiten

ISBN 978-3-8300-2987-8 (Print) |ISBN 978-3-339-02987-4 (eBook)

Zum Inhalt

In stationären Hospizen und auf Palliativstationen werden schwerstkranke und sterbende Menschen unter Berufung auf Ziele der Hospizbewegung versorgt, betreut und begleitet. Im deutschsprachigen Raum sind in letzter Zeit einige thanato-soziologische Studien zur Hospizarbeit entstanden. Kerstin Beck versteht ihre Arbeit zwar auch als einen Beitrag zum kulturellen Umgang mit Sterben und Tod. Vielmehr geht es in ihrer Studie jedoch darum, mittels einer komplexen vergleichenden Methodik, für die stationäre Schwerstkrankenpflege bedeutsame Strukturelemente herauszuarbeiten. Gemäß ihrer praxistheoretischen Verortung, analysiert Beck gegenstandsnah und durch heuristische Verwendung des Habitus-Feld-Konzepts Bourdieus, die Wechselbeziehungen von Handlungen und Strukturen. Trotz der Nähe zum Gegenstand weisen viele der diskutierten Zusammenhänge gesellschaftskritisch über das konkrete Feld der stationären Schwerstkranken- und Sterbendenpflege hinaus.

Frau Beck arbeitete selbst als Krankenschwester bis 1996 in der ambulanten Hospizpflege, bevor sie ihr Soziologiestudium aufnahm. Ihre Dissertation ist eine breit angelegte, detailreiche und engagiert geschriebene Untersuchung über dialektische Prozesse im Feld der stationären Schwerstkranken- und Sterbendenpflege. Die Arbeit entstand teilweise im Rahmen ihrer Mitarbeit in einem medizin-soziologischen Projekt an der Uni Göttingen. Die Daten wurden von ihr und einer Kollegin teilnehmend beobachtend und interviewend in acht Einrichtungen erhoben. Die Feldforschungsaufenthalte dauerten jeweils rund 4 Wochen; 70 Interviews ; davon 20 mit Pflegenden ergänzen den Datenfundus. Kerstin Becks eigene aufwendige methodische Herangehensweise kreist immer wieder um die Forschungsstrategien von Offenheit, Zirkularität, Vergleich, Relationalität und Nachvollziehbarkeit.

Das Buch dürfte SoziologInnen als auch heilberuflerische PraktikerInnen interessieren. Beispielsweise werden hier Strukturen wie Arbeitsbedingungen, Traditionen des Pflegeberufs, organisationelle Relevanzsetzungen und Logiken des Gesundheitssystems mit relevanten pflegerischen Praxen wie Zentrierung auf Kranke und Angehörige, Interdisziplinarität und Umgang mit ethischen Konflikten anschaulich aufeinander bezogen.

Hervorzuheben ist an diesem Buch, dass die Autorin vielfach Kranke, Angehörige und Pflegende zu Wort kommen lässt, ohne deren Äußerung sofort in soziologische und kohärente Ordnungssysteme einzubauen. Das Buch hat viele Seiten, dank der verständlichen Gliederung kann aber auch gezielt gelesen werden. Wen beispielsweise interessiert, wie unterschiedlich die Kontexte und Praxen von Schwerstkranken- und Sterbendenpflege in diesen stationären Einrichtungen sind und wie berufliche Pflege mit den dortigen Chancen und Risiken für ihr Arbeitsfeld umgehen, wird fündig werden. Aber auch, wer wissen möchte, wie sich Fallpauschalen und Auslastungsdruck auswirken und wie sich der Austausch mit anderen Disziplinen und Freiwilligen gestaltet, wird mit den vielfältigen Beschreibungen und Analysen zufrieden sein. Letztlich zeigt das Buch auch, wie professionell und patientenorientiert gute Sterbendenpflege sein kann. Und es verdeutlicht an konkret analysierten Beispielen, wie restriktive Kontextbedingungen die fragile Praxis einer bedürfnisorientierten Pflege destabilisieren können.

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