Dissertation: Kausale Relationen im Persongedächtnis

Kausale Relationen im Persongedächtnis

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Studienreihe psychologische Forschungsergebnisse, Band 120

Hamburg , 200 Seiten

ISBN 978-3-8300-2768-3 (Print) |ISBN 978-3-339-02768-9 (eBook)

Zum Inhalt

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Art und Weise, wie Menschen Merkmale von anderen Personen verarbeiten, die in einer kausalen Relation stehen. Der Mensch strebt danach, jedem Ereignis eine Ursache zuordnen zu können. Dies findet sowohl in der Wahrnehmung von Objekten als auch in der sozialen Informationsverarbeitung von Personen ständig statt.

Alltäglich beobachten wir Ereignisse, die andere Ereignisse hervorrufen. Das Wissen über eine kausale Beziehung zwischen zwei Geschehnissen ist oft überlebenswichtig. Beispielsweise hindert uns die Vorhersage einer Vergiftung, die durch die Einnahme eines Fliegenpilzes zustande kommen könnte, daran, besagten Pilz zu essen. Auch im sozialen Alltag werden Gründe für Handlungen von Personen gesucht. Wir beobachten Verhaltensweisen und Einstellungen, die andere Personen zeigen und versuchen, dafür Ursachen zu finden.

Werden wir nach dem Eindruck über eine andere Person X gefragt, beschreiben wir diese gerne durch Persönlichkeitseigenschaften. Angenommen, wir hätten beobachtet, dass X hinter dem Rücken seines besten Freundes schlecht über diesen redet. Daraus schlussfolgern wir, dass X hinterhältig ist. Werden wir im Folgenden nach unserem Eindruck über X befragt, beschreiben wir diesen als hinterhältig. Das Wissen „X ist hinterhältig“ macht dessen weitere Handlungen vorhersagbar und lässt uns und andere den Kontakt zu X zukünftig vermeiden.

Das geschilderte Beispiel beschreibt zwei Personmerkmale („schlecht hinter dem Rücken des besten Freundes über diesen reden“; „hinterhältig“), die eine kausale Relation aufweisen. Die Verarbeitung und Abspeicherung neuer Information wird durch das Vorwissen einer Person geleitet. Dies gilt auch für die Verarbeitung und mentale Repräsentation von Kausalrelationen. Die soziale Ursachenfindung unterscheidet sich von Erfahrungen aus anderen Bereichen der Kognition: In der Wahrnehmung von Personen wird eine Disposition als Ursache für eine Handlung nicht beobachtet, sondern aus dieser erschlossen. Anders als in den meisten Fällen der Objektwahrnehmung wird die Ursache erst nach der Wirkung erfahren.

Die soziale Informationsverarbeitung von Kausalbeziehungen verläuft demnach in diagnostischer Richtung (Wirkung → Ursache), während die Verarbeitung von nicht–sozialer Information meistens in prädiktiver Richtung (Ursache → Wirkung) geprägt ist. Dieses erlernte Wissen über kausale Relationen von Dispositionen und Handlungen beinhaltet daher einen Aspekt hinsichtlich der Richtung von Ursache und Wirkung, der im Vergleich zu dem Wissen über kausale Beziehungen von nicht–sozialen Ereignissen gegensätzlich ausgerichtet ist. Zwar dient auch in der sozialen Informationsverarbeitung die Ursachensuche der Vorhersage von zukünftigen Geschehnissen, aber die Erfahrung von Ursache und Wirkung verläuft nicht entlang der natürlichen Zeitreihenfolge.

Die soziale Kognitionsforschung beschäftigt sich unter anderem damit, wie die Ursachenfindung in der Personwahrnehmung verläuft. Dennoch wurde in der Theorienbildung und Forschung zur Personwahrnehmung bisher eine Frage nicht berücksichtigt: Welchen Einfluss nimmt diese im sozialen Vorwissen enthaltene Richtung von Kausalbeziehungen auf den Prozess der sozialen Informationsverarbeitung?

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