Doktorarbeit: Zeitwahrnehmung, Schizophrenie und Antipsychotika

Zeitwahrnehmung, Schizophrenie und Antipsychotika

Quasiexperimentelle Pilotstudien zum medikationsspezifischen Einfluss von Haloperidol auf die Wahrnehmung zeitlicher Relationen bei antipsychotisch behandelten und unbehandelten schizophrenen Patienten und gesunden Probanden

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Studien zur Schizophrenieforschung, Band 11

Hamburg , 304 Seiten

ISBN 978-3-8300-2730-0 (Print) |ISBN 978-3-339-02730-6 (eBook)

Zum Inhalt

Befunde aus der Forschung zur Zeitwahrnehmung und Schizophrenie untermauern, dass schizophrenietypische formale Denkstörungen und Informationsverarbeitungsdefizite auf einer ineffizienten Synchronisation und Integration zentralnervöser Verarbeitungsprozesse beruhen könnten. Das neuropsychologische Korrelat dieses Synchronisations- und Integrationsmechanismussees wird in der Wahrnehmungsfähigkeit zeitlicher Relation (Ordnungsschwelle) gesehen, die als trainierbar gilt. Pharmakologische Studien belegen aber auch einen antipsychotischen Einfluss auf Zeitwahrnehmungsphänomene. In dieser Studie wird empirisch untersucht, ob bei schizophrenen PatientInnen eine Beeinträchtigung der Wahrnehmungsfähigkeit zeitlicher Relation auftritt, und wenn ja, ob ein Zusammenhang dieser Beeinträchtigung mit der psychotischen Symptomatik besteht, sie erkrankungsspezifisch ist oder durch die antipsychotische Medikation erklärt werden kann. Dazu werden in zwei Querschnittstudien gesunde Probanden (n=51), schizophrene PatientInnen ohne medikamentöse Behandlung (n=12), schizophrene PatientInnen mit stabiler antipsychotischer Medikation (n=45, davon n=15 typisch, n=30 atypisch) untersucht. In einer Längsschnittstudie wird die Leistungsveränderung einer gesunden Probandengruppe (n=10) vor (t1), eine Stunde (t2) und 24 Stunden (t3) nach einer einmaligen Gabe Haloperidol (5mg/70KG i.v.) geprüft. Neben der Wahrnehmungsfähigkeit zeitlicher Relationen, werden Aufmerksamkeitsleitung, Exekutivfunktion, sowie soziodemographische und erkrankungsrelevante Daten der Versuchsgruppen verglichen.

Die Ergebnisse veranschaulichen, dass bei den untersuchten schizophrenen PatientInnen – unabhängig davon, ob oder wie sie medikamentös antipsychotisch behandelt werden – eine Beeinträchtigung der Wahrnehmungsfähigkeit zeitlicher Relationen auftritt. Ein linearer Zusammenhang zwischen den typischen psychotischen Denkstörungen (BPRS-Unterskala Denkstörung) mit der Beeinträchtigung der Wahrnehmung zeitlicher Relationen wird belegt. Bei den gesunden Probanden wird dagegen auch nach einer einmaligen Haloperidolgabe keine statistische Veränderung dieser Funktion, wohl aber der Aufmerksamkeitsleistung beobachtet. Dies untermauert die Vermutung, dass die Wahrnehmungsfähigkeit zeitlicher Relationen einen basalen Mechanismus repräsentiert, der noch keine höheren kognitiven Funktionen wie Aufmerksamkeits- oder Gedächtnisleistungen involviert und deshalb nicht maßgeblich durch Antipsychotika beeinflusst wird.

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