Doktorarbeit: Somatoforme Störungen und Bindungstheorie

Somatoforme Störungen und Bindungstheorie

Eine empirische Studie zur Bindungsrepräsentation und Affektregulation bei Patienten mit körperlichen Beschwerden ohne ausreichend erklärenden Organbefund

Roemerpreis 2005

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Studienreihe psychologische Forschungsergebnisse, Band 116

Hamburg , 410 Seiten

ISBN 978-3-8300-2195-7 (Print) |ISBN 978-3-339-02195-3 (eBook)

Zum Inhalt

Somatoforme Störungen sind neben Klagen über körperliche Beschwerden durch eine auffällige Störung im Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen charakterisiert. Interpersonelle Probleme einschließlich derjenigen, die sich infolge eines spezifischen Krankheitsverhaltens in der Arzt-Patient-Beziehung entfalten, gehören zu den zentralen behandlungsbedürftigen Aspekten dieser Krankheitsgruppe. Aufgrund der frühen Entstehung und Chronizität dieses maladaptiven Bewältigungs- und Interaktionsverhaltens plädieren heute einige Autoren dafür, somatoforme Störungen als Persönlichkeits- bzw. Entwicklungsstörungen zu begreifen. Das gehäufte Auftreten von Kindheitsbelastungsfaktoren in dieser Krankheitsgruppe unterstützt diese entwicklungsorientierte Sichtweise. In der Forschungsliteratur wird deshalb auf die Notwendigkeit hingewiesen, somatoforme Störungen stärker aus dem Gesichtswinkel der Entwicklungspsychopathologie zu untersuchen.
Ein Forschungsansatz, der sich im speziellen zur Untersuchung von entwicklungspsychopathologischen Fragestellungen eignet, ist die von John Bowlby formulierte Bindungstheorie. Die Bindungsforschung liefert wissenschaftliche Belege dafür, dass ungünstige frühe Bindungserfahrungen eine optimale Entwicklung der Fähigkeit zur Regulation von Beziehungen, von Emotionen und physiologischen Prozessen verhindert. Defizite dieser Art sind bei Patienten mit somatoformen Störungen, denen zur Regulation von Beziehungen und Emotionen oft nur der Körper zur Verfügung steht, von zentraler klinischer Bedeutung.
Die Autorin greift auf die Konzepte und Befunde der Bindungstheorie zurück und leitet aus ihnen ein entwicklungspsychopathologisches Störungsmodell somatoformer Störungen ab. Teilaspekte dieses Modells werden empirisch überprüft: Im Vordergrund steht die Frage nach der Bedeutung von unsicheren Bindungsrepräsentationen und von Störungen der Affektregulation bei somatoformen Störungen. Zwischen beiden Vulnerabilitätsfaktoren werden enge Zusammenhänge erwartet. Zur Überprüfung des Modells werden neuere Methoden der gegenwärtigen Bindungs- und Alexithymieforschung angewandt.
Als Hauptergebnis sich festhalten, dass Patienten mit somatoformen Störungen allgemein durch unsichere und im speziellen durch unsicher-vermeidende Bindungsrepräsentationen sowie durch eine geringe Fähigkeit zur Wahrnehmung von Emotionen charakterisiert sind. Der enge Zusammenhang zwischen vermeidenden Bindungsstrategien und Defiziten in der Affektregulation ergibt einen ersten Hinweis auf ein bindungsmusterabhängiges Cluster innerhalb der somatoformen Störungen, das mit einem spezifischen pathogenetischen Prozess der somatoformen Symptomentstehung verbunden ist.
Aus den Befunden der Untersuchung lassen sich klinisch relevante Anwendungsbezüge ableiten. Diese betreffen neben einem besseren Verständnis der charakteristischen Beziehungsangebote und Verhaltensaspekte dieser Patienten vor allem Indikationsempfehlungen sowie differenzialdiagnostische und -therapeutische Überlegungen. Die entsprechenden klinischen Implikationen werden ausführlich dargestellt.

Roemerpreis 2005

Ausgezeichnet vom Deutschen Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM)

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