Doktorarbeit: Kooperatives Lernen in Deutschland und China

Kooperatives Lernen in Deutschland und China

Eine vergleichende Untersuchung der grundschulpädagogischen Diskussion

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EUB. Erziehung – Unterricht – Bildung, Band 120

Hamburg , 234 Seiten

ISBN 978-3-8300-1979-4 (Print) |ISBN 978-3-339-01979-0 (eBook)

Zum Inhalt

Kooperatives Lernen gehört international zu den populärsten pädagogisch-didaktischen Ansätzen der Gegenwart. Dabei stellt sich jedoch die berechtigte Frage, ob kooperatives Lernen ein kulturübergreifender pädagogischer Ansatz ist oder doch eher kulturbedingt. Inwiefern wird kooperatives Lernen in verschiedenen Kulturen unterschiedlich betrachtet und behandelt?

Am Beispiel von Deutschland und China untersucht die vorliegende Arbeit das kooperative Lernen im Grundschulbereich anhand einer umfassenden vergleichenden Literaturstudie. Dabei zeigt sich, dass die grundschulpädagogische Diskussion in beiden Ländern in Hinsicht auf gesellschaftliche Anforderungen, schulpädagogische Zielsetzungen und Anwendungsgebiete, Struktur der Gruppenarbeit, Unterrichtssteuerung, Interaktionsformen unter Schülern und Verhältnis des kooperativen Lernens zum traditionellen Frontalunterricht nicht nur Gemeinsamkeiten, sondern auch sehr viele Unterschiede aufweist. Während z.B. in Deutschland der Selbstzweck der Pädagogik eine wesentliche Rolle in der Schulbildung spielt, ist in China eine eindeutige utilitaristische Orientierung (z.B. zur Förderung der Modernisierung des Landes, insbesondere der wirtschaftlichen Entwicklung) erkennbar. Zwar dient kooperatives Lernen in beiden Ländern zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung der Schüler, die Schwerpunktsetzung und das Verhältnis der Schüler zur Lerngruppe sind jedoch sehr verschieden: so wird in China anders als in Deutschland der Schüler zuerst als Bestandteil einer Gruppe, weniger als eigenständige Person betrachtet.

Wie eine hermeneutische Interpretation der Untersuchungsergebnisse zeigt, sind die Unterschiede auf die sozio-kulturellen Rahmenbedingungen, die pädagogische Tradition und die schulische Situation der jeweiligen Länder zurückzuführen, während sich Gemeinsamkeiten aufgrund von Modernisierung und anderen kulturübergreifenden Einflussfaktoren ergeben. Die wesentlichen Befunde der Untersuchung weisen darauf hin, dass einerseits die pädagogische Diskussion über kooperatives Lernen in Deutschland und China Ausdruck einer weltweiten Anstrengung zur Sicherung und Verbesserung der Unterrichts- und Bildungsqualität ist, dass es andererseits aber auch landesspezifische Merkmale sowie Vor- und Nachteile des kooperativen Lernens in den jeweiligen Ländern gibt. Schließlich wird gezeigt, dass unter Berücksichtigung sozio-kultureller Bedingungen die beiden Länder in vielerlei Hinsicht voneinander lernen können. China kann von Deutschland profitieren, z.B. durch eine an der ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung orientierte Bildungsperspektive, durch eine Verstärkung der Humanisierung und Demokratisierung und der pädagogischen Autonomie in der Schule, durch Anwendung des kooperativen Lernens zur Bewältigung komplexer Lernaufgaben und durch schrittweise Einführung offener Lernformen. Umgekehrt kann Deutschland auch von China lernen, z.B. in Hinsicht auf die Vermittlung der erforderlichen Fähigkeiten zum Lernen in Gruppen, die Berücksichtigung der Selbstreflexion der Lerngruppen und die Verbesserung der Führungs- und Betreuungsfähigkeiten des Lehrers. Zur Förderung sozialer Integration, einer wichtigen Aufgabe der multikulturellen Gesellschaft, könnte kooperatives Lernen verstärkt angewendet werden.

Am Beispiel des kooperativen Lernens demonstriert die Arbeit die faszinierende Überschneidung und Differenzierung der pädagogisch-didaktischen Bemühungen beider Länder. Die Arbeit bietet nicht nur einen äußerst interessanten Blick auf die Kulturbedingtheit pädagogischer Ansätze, sondern informiert auch aus interkultureller Sicht über den aktuellsten Stand der pädagogischen Diskussion in beiden Ländern. Darüber hinaus liefert die Arbeit interessante Anregungen für die Schulpädagogik und -praxis. Eine solche, auf den pädagogischen Prozess bezogene Sichtweise ist auch für die vergleichenden Erziehungswissenschaften von großer Bedeutung.

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