Forschungsarbeit: Eugen Rosenstock-Huessy (1888-1973) und die Weimarer Republik

Eugen Rosenstock-Huessy (1888-1973) und die Weimarer Republik

Erwachsenenbildung, Industriereform und Arbeitslosenproblematik

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Schriften zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Band 6

Hamburg , 284 Seiten

ISBN 978-3-8300-1683-0 (Print) |ISBN 978-3-339-01683-6 (eBook)

Zum Inhalt

Die Arbeit ordnet Eugen Rosenstock-Huessy in die Reihe von vier anderen bedeutenden Kulturphilosophen und Wirtschaftswissenschaftlern ein: Wilhelm Röpke, Alexander Rüstow, Goetz Briefs und Willy Hellpach. Allen gemeinsam ist die Tendenz, aus universalgeschichtlicher Sicht die treibende Kraft der westlichen Zivilisation gegenüber den totalitären Konsequenzen des 1. und 2. Weltkriegs zu betonen.

Rosenstock-Huessy hat aus dem 1. Weltkrieg die für sein persönliches Leben und seine wissenschaftliche Produktion und Orientierung radikalste Konsequenz gezogen. Er schied zunächst aus dem gängigen Wissenschaftsbetrieb aus. Seine Rechtfertigung dafür schildert die vorliegende Arbeit in dem Kapitel zum Wandel des Deutschen Geschichtsbilds nach dem 1. Weltkrieg bei Rosenstock-Huessy. Nachfolgend wird sein Engagement als Redakteur der Daimler-Werkzeitung 1919/20 beschrieben, wo Wissenschaftler, Unternehmer, Ingenieure und Meister sich zusammen mit den Arbeitern mit den neuen Problemen der Industrialisierung und ihrer sozialen Auswirkung im 20. Jhd. beschäftigten. Danach gründete Rosenstock die Akademie der Arbeit in Frankfurt/M., wo sich in einer neuen Art von Erwachsenenbildung bereits im Berufsleben befindliche Arbeiter jenseits der bloßen Politik vorbereiten sollten auf eine Tätigkeit in den vorpolitischen Verbänden (z.B. den Gewerkschaften, Sozialversicherungsverbänden etc.) und der Politik. Dafür bedurfte es eines völlig neuen Bildungskonzepts gegenüber den Universitäten, da ja die Teilnehmer dieser Akademie bereits Berufs- und Lebenserfahrung mitbrachten, so dass nicht Information, sondern Klärung gegenüber der Überflutung von Un- und Verbildung ohne wissenschaftliche Kontrolle angesagt war. Im Zuge dieser Tätigkeiten bildete Rosenstock in seinen wirtschaftstheoretischen Werken „Werkstattaussiedlung“ (1920), „Vom Industrierecht“ (1923), „Lebensarbeit in der Industrie“ (1926) und „Industrievolk“ (1924) u.a. eine neue Fragestellung heraus, wie sich der Arbeitnehmer produktiv und rechtlich verselbständigen könne und auch die Industrie eine Lebenslaufbahn ermögliche. Nachdem diese Versuche kaum zur Kenntnis genommen wurden, wandte sich Rosenstock-Huessy vermehrt der neuen Erwachsenenbildungs- und Volkshochschulbewegung zu, nachdem er aus wirtschaftlichen Gründen eine Professur für Rechtsgeschichte und Handelsrecht an der Universität Breslau übernommen hatte (1923-33).

In diese Zeit fiel auch die Gründung der ersten freiwilligen Arbeitslager in Schlesien, ein Versuch, die Arbeitskraft der aus dem Produktionsprozess Gefallenen zu erneuern. Der später dazukommende freiwillige Arbeitsdienst übernahm diese Konzeption weithin unter Unterstützung sozialer und kirchlicher Verbände. Die Betonung des Freiwilligkeitsprinzips und der vorstaatlichen Organisation unterschied diese Versuche grundsätzlich von ihrer Verballhornung in der Hitlerzeit.

Nach seiner Immigration in die USA hat Rosenstock dieses Konzept weitergegeben innerhalb der Politik des New Deal (beginnend mit Camp William James), als zur Errichtung von Naturparks arbeitslose Jugendliche zu Work-Camps eingeladen wurden und von deren Leitern ein neues Konzept erstellt werden musste. Daraus erwuchs auch das Peace Corps unter Präsident Kennedy, ein freiwilliger Dienst von Jugendlichen in weltweiter Entwicklungshilfe für 1 bis 2 Jahre vor dem Berufs- bzw. Studieneintritt und heute noch das Californian Civilisation Corps (CCC).

Auch in den USA hat Rosenstock Anstöße zur Universitätsreform gegeben, die nach Scholastik und Naturwissenschaften eine neue Methodik vom sozialen Leben erfordert, indem sie das Leiden und Klagen der arbeitenden Menschen versprachlicht und ihr irreversibles Leben zum Gegenstand einer biographischen Methode macht (Battle Street Lectures 1938/39). Im Schlusskapitel schließlich werden die wirtschaftstheoretischen Überlegungen von Röpke, Rüstow, Briefs und Hellpach mit den Stellungnahmen zur Ökonomie im Werk Rosenstock-Huessys verglichen.

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