Doktorarbeit: Altern, Sterben und Tod im Spätwerk von Max Frisch

Altern, Sterben und Tod im Spätwerk von Max Frisch

Buch beschaffen

POETICA – Schriften zur Literaturwissenschaft, Band 53

Hamburg , 264 Seiten

ISBN 978-3-8300-0249-9 (Print)

Rezension

Cornelia Steffahn ist es geglückt, dem Leser einen auch mit den existenziellen Grundfragen seiner Spätzeit sehr lebendig umgehenden Frisch zu zeigen. Die Dissertation schreckt zudem nicht durch eine fachterminologische Überfrachtung ab, sondern spricht durchaus auch Nicht-Germanisten an. Der mittlerweile fast zu überinterpretierte und gymnasial ausgeschlachtete "Sternchenthema-Autor" erscheint wie neu geboren und fordert ein erneutes Lesen heraus.



Zum Inhalt

Angst- und Tabuthemen: Altern, Sterben und Tod werden selten untersucht. Kein Wunder, denn auch im Alltag wird das menschliche Ende verharmlost: ein Toter „entschläft“, ist „zur Ruhe gebettet“ oder „hat Frieden gefunden“.

Max Frisch setzt sich in seinen Altersschriften intensiv mit der Vergänglichkeit auseinander und thematisiert damit eine menschliche Urangst. Dies geschieht jedoch nicht von einer abgeklärten Warte aus; vielmehr versucht Frisch, seine persönliche Angst durch das Schreiben zu bewältigen. Er hat einen künstlerischen Weg gefunden, das Unabänderliche in Worte zu bannen und ihm damit den Schrecken zu nehmen.

In diesem Buch untersucht die Autorin Frischs Spätschriften - das Tagebuch 1966-1971,Montauk, Triptychon, Der Mensch erscheint im Holozän und Blaubart. Zentrale Frage: Wie verarbeitet Frisch inhaltlich und formal die menschliche Endlichkeit? Ihm geht es weniger um Körperliches als um die geistige Erfahrung. Sein Alters- und Todesbild wandelt sich. Im Tagebuch 1966-1971 und in Montauk ist Altern bedrohlich. Später wird die Grundstimmung versöhnlicher. In Triptychon ist der metaphorisch verfremdete Tod zentrales Thema, in Der Mensch erscheint im Holozän geht es dann um das Sterben eines Menschen.

Die Frisch-Forschung hat sich überwiegend mit Bildnis, Rolle, Identität und Schuld beschäftigt. Diese Erkenntnisse überträgt Cornelia Steffahn auf die Endzeitproblematik des Spätwerks. Zudem betrachtet sie die späten Schriften vor dem Hintergrund der philosophischen Ansätze von Kierkegaard, Montaigne, Gustafsson und Epikur. Alle vier Autoren prägen Frischs Denken über Tod und Ewigkeit.

Der Schluss endlich geht über Frischs Werk hinaus: Die Autorin schreibt über Todesverdrängung, den Bedeutungsverlust der Religion, über das soziale Sterben, das dem Tod vorausgeht, und über Unsterblichkeitswünsche in Moderne und Postmoderne.

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