Dissertation: Exotik im Dritten Reich

Exotik im Dritten Reich

Das Koloniale in populären Medien und die Mobilisierung der Deutschen

Studien zur Zeitgeschichte, Band 113

Hamburg , 496 Seiten

ISBN 978-3-339-11280-4 (Print)

ISBN 978-3-339-11281-1 (eBook)

Zum Inhalt

Im Sommer 1919 beendeten die Bestimmungen des Versailler Vertrages offiziell Deutschlands Status als Kolonialmacht. Obwohl das Deutsche Reich im Vergleich zu anderen europäischen Mächten und Rivalen wie Großbritannien oder Frankreich nur verhältnismäßig kurz als Kolonialnation agierte, gerieten die ehemaligen deutschen Kolonien nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland nicht in Vergessenheit.

Im allgemeinen Revisionsklima der Weimarer Republik wurde angesichts des als ungerecht empfundenen Verlustes der Kolonialgebiete (‚Kolonialschuldlüge‘) auch abseits der organisierten Kolonialbewegung vielfach die Forderung nach Rückgabe der Kolonien und nach Gleichberechtigung auf internationaler Bühne erhoben.

Auch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), deren führende Köpfe kaum bis gar keine Schnittpunkte zur deutschen Kolonialvergangenheit besaßen und deren ‚Führer‘, Adolf Hitler, einen Überseekolonialismus wilhelminischer Prägung sogar wiederholt öffentlich ablehnte, forderte in ihrem 25-Punkte-Programm den Besitz von Kolonien. Abseits dieser politischen Ebene wurde die Erinnerung an die Kolonien in Übersee vor allem in der Populärkultur wachgehalten – so auch nach der politischen Zäsur vom 30. Januar 1933.

Diese Studie untersucht die Repräsentation des deutschen Kolonialismus in Afrika in ausgewählten populären Medienformaten der Jahre 1933 bis 1945. Die als exotisch geltenden Kolonien tauchten in großer thematischer Bandbreite in den zahlreich erschienenen Spiel- und Kulturfilmen, in Sammelbildern sowie in den entsprechenden Alben, in Groschenromanheften und in Zeitschriften auf.

Im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht dabei die Frage, mit welchen Inhalten und Botschaften das Kolonialthema in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft im populärkulturellen Diskurs auf den unterschiedlichen Argumentations- und Repräsentations¬ebenen aufgegriffen wurde. Als ein zentrales Motiv der Kolonialpropaganda ohne gleichzeitigen Kolonialbesitz wird das Potential des Kolonialthemas herausgearbeitet, Teile der deutschen Bevölkerung für das nationalsozialistische Regime zu mobilisieren.

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